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Eberswalde

Gedenken für Amadeu António

Infolge zivilgesellschaftlichen Engagements wird bereits 1991 eine Gedenktafel für Amadeu António in Tatortnähe angebracht.

In den Jahren nach der Tat sind es vor allem Freund_innen von Amadeu António und weitere Personen aus der Schwarzen Community in Eberswalde, die sich für ein würdiges Gedenken an ihn einsetzen. Als Reaktion auf den Mord und seinen gesellschaftlichen Kontext gründet sich 1994 der Afrikanische Kulturverein Palanca e.V. [1] Der Verein setzt sich bis heute dafür ein, die Erinnerung an Amadeu  António wachzuhalten und entschieden gegen Rassismus – auch in all seiner Alltäglichkeit – vorzugehen.

Überregional verschafft insbesondere die 1998 gegründete Amadeu Antonio Stiftung, die sich für eine demokratische Zivilgesellschaft und gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus einsetzt, Amadeu Antónios Schicksal eine breitere öffentliche Sichtbarkeit. [2]

Zu seinem 16. Todestag  rufen Jugendliche aus Barnim die Kampagne „Light me Amadeu“ ins Leben, die für viele Jahre fortbesteht. Sie wird u.a. von Palanca e.V., dem Jugendbündnis „Für Ein Tolerantes Eberswalde“ (F.E.T.E.), der Amadeu Antonio Stiftung, dem Aktionsbündnis Brandenburg und der Panafrikanischen Frauenorganisation PAWLO getragen. [3]

Eine zentrale Forderung der Kampagne ist die Umbenennung einer Straße nach Amadeu António – eine Forderung, die auch Freund_innen und Angehörigen Amadeu António  sehr wichtig ist. [4]

Insbesondere rund um die Feierlichkeiten zu Amadeu Antónios 50. Geburtstag im August 2012 gibt es dazu eine kontroverse Debatte in Eberswalde. Dabei formiert sich auch eine Bürger_innen-Initiative gegen die Straßenumbenennung. Relativierungen der Tat und rassistische Stereotype nehmen in der Debatte viel Raum ein. Im November 2012 beschließt die Stadtverordnetenversammlung schließlich, ein im Bau befindliches Bürgerbildungszentrum nach Amadeu António zu benennen. Die Einweihung erfolgt 2014. Hinzu kommen der Beschluss, die Gedenktafel neu zu gestalten, und Maßnahmen, die Jugendliche über Amadeu António informieren sollen. Zu einer Straßenumbenennung kommt es jedoch nicht. [5]

Zum 30. Todestag von Amadeu António ruft die Kampagne „Light me Amadeu“ zum dezentralen und digitalen (und somit coronakonformen) Gedenken auf. Unterschiedliche Initiativen und Einzelpersonen folgen dem Aufruf. Es entsteht u.a. eine digitale Gedenkwand. [6]

Auch zu diesem Zeitpunkt ist die Stadt der Forderung nach einer Straßenumbenennung noch nicht nachgekommen.
Menschengruppe beim Gedenlen 2020 in Eberswalde

Im Aufruf zum dezentralen Gedenken am 30. Todestag Amadeu Antónios betont die Kampagne „Light me Amadeu“ auch die Unabdingbarkeit einer alltäglichen antirassistischen Positionierung:„Eberswalde, Halle, Hanau, Kassel, Mölln … nur eine Auswahl von Orten, an denen rassistisch-motivierte Morde und Angriffe ein trauriger Teil der Stadtgeschichte sind. Es sind Orte und Ereignisse, die uns daran erinnern, dass noch nicht genug gegen menschenfeindliche Stimmung und Gesinnung getan getan worden ist und die uns auch weiterhin aufrütteln sollten, mehr zu tun. Denn nur zu oft vergessen wir, dass schon abfällige und ausgrenzende Blicke, Bemerkungen, Beleidigungen und Bedrohungen erste Alarmsignale für Alltagsrassismus sind. Wir wollen, dass sich alle Menschen gegen Rassismus und Diskriminierung positionieren, einschließlich jener, die nicht selbst von Rassismus und Diskriminierung betroffen sind bzw. diese erfahren haben!“ [7]

 


[1] Selbstbeschreibung des Afrikanischen Kulturverein Palanca e.V.

[2] Selbstbeschreibung der Amadeu Antonio Stiftung

[3] Website der Kampagne „Light me Amadeu“

[4] Fünf Anliegen der Kampagne „Light me Amadeu“

[5] Artikel von Anna Brausam: „(K)eine Straße für Amadeu Antonio“

[6] Website der Kampagne „Light me Amadeu“

[7] Aufruf zum Gedenken der Kampagne „Light me Amadeu“ 2020

weitere infos

weiterführende Informationen

Eine Nacht, die Vieles in der Stadt verändert hat

Anlässlich des 20. Todestag erschien in der Märkischen Oderzeitung in Barnim eine Zeitungsbeilage der Opferperspektive. Sie erinnert an den tödlichen Überfall auf Amadeu António Jahren und wirft die Frage nach dem Gedenken an Opfer rechter Gewalt auf.

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(K)eine Straße für Amadeu António

Anna Brausam

Artikel zu den Hintergründen der Tat, der Debatte um die Straßenumbenennung und der Notwendigkeit eines würdigen Gedenkens an Amadeu António

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Gedenkkampagne "Light Me Amadeu"

Die Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“, in der sich junge und ältere Menschen aus der Stadt Eberswalde, dem Landkreis Barnim und darüber hinaus, engagieren, organisiert das jährliche Gedenken an die Ermordung von Amadeu António und kämpft darüber gegen Rassismus.

Zur Gedenkinitiative

Rassismus ist kein Randproblem

Materialien für pädagogische Fachkräfte zum Thema Rassismus vor und nach 1989 in Ostdeutschland am Beispiel der Ermordung Amadeu António

Hrsg: Bürgerstiftung Barnim Uckermark, 2018

PDF downloaden

deutschland im herbst

Die afrodeutsche Aktivistin und Lyrikerin May Ayim zog in ihrem Gedicht „deutschland im herbst“  eine Verbindung von der „Kristallnacht“ im November 1938 zum tödlichen Überfall auf Amadeu António im November 1990.

Sie schloss mit den Worten „mir graut vor dem winter“.

 

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